Hongkong/China


Januar 2004
Asienreise
Von Oktober 2003 bis März 2004 bin ich mit dem Rucksack durch Indien, Südostasien und China getingelt. Hier finden sich die Reiseberichte die ich per E-Mail aus diversen Internet-Cafés nach Hause geschickt habe. Sie sind um die größten Rechtschreibfehler beseitigt und mit Fotos ergänzt.
Dann werd ich mich mal ransetzen und versuchen zu berichten, wie ich so die Zeit um das chinesische Neujahr verbracht habe.

Hong Kong: Traditionelles Segelboot im Victoria Harbour
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Hong Kong: Traditionelles Segelboot im Victoria Harbour

04.01. - 08.01. Hong Kong

Hong Kong ist großartig! Hong Kong Downtown ist ein wuseliges Geschäftszentrum mit Hochhaus neben Hochhaus und zwischendrin fährt eine Straßenbahn von 1904. Es gibt eine hochmoderne U-Bahn und genauso viel genutzte einfache Fähren. 10 % sind Betondschungel der Rest herrliche Natur mit mehreren Wanderwegen (einer ist über 100 km lang) über viele Bergen.

Da alles in Chinesisch und Englisch bezeichnet ist, kommt man als Touri problemlos zurecht. Lerne aber schon fleißig chinesische Zeichen um auf dem Festland China vielleicht nicht ganz verloren zu sein.

Hong Kong: Lantau Island
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Hong Kong: Lantau Island

Hong Kong ist großartig. Und die letzten beiden Tage waren eher noch besser. So hab ich unter anderem den zweithöchsten Berg Hong Kongs bestiegen (Ich lasse es offen, ob der Muskelkater, den ich nächsten Tag hatte, von der schwindelerregenden Höhe von 934 m oder doch eher von meiner mittlerweile atemraubenden Kondition kam); war am Sandstrand baden; und bin mit einer Fähre gute 2 Stunden durch von Bergen und urigen Dörfern gesäumte Wasserstraßen gefahren (da ließ aber auch gar nicht darauf deuten, dass nicht weit weg eine pulsierende Metropole steht).


Und dann ging's am 09.01. aufs chinesische Festland. Um es vorweg zu nehmen, China war/ist ein Erlebnis. Es hat richtig Spaß gemacht durchs Land zu reisen. Was das Reisen sehr angenehm machte, ist die Freundlichkeit der Chinesen. Wenn ich z.B. mal wieder hilflos vorm Fahrkartenschalter stand (ich konnte kein chinesisch und meine Gegenüber oft kein englisch), hatten sie immer eine Engelsgeduld. Es gab Telefonkonferenzen mit jemandem der versucht hat zu übersetzen, oder es wurde jemand geholt, der mich wenigsten ein wenig verstand oder es kamen einfach Leute auf mich zu (meist Jugendliche oder Studenten, die mehr oder weniger englisch sprachen) und fragten, ob sie irgendwie helfen können. Selbst das war dann selten ein Selbstläufer, aber mit ein wenig Geduld hat fast alles geklappt. Und wenn man ruhig bleibt, macht all das einen unglaublichen Spaß.

Im Januar ist in China wie bei uns Winter und dieses Jahr fiel das chinesische Neujahr auf den 21./22. Januar. Eine Milliarde Menschen reisen vor dem Fest nach Hause zur Familie und nach dem Fest wieder zu ihrem Wohnort. Kann man sich bestimmt vorstellen was dies für ein Gewusel auf den Bahnhöfen ist und dass Tickets oft recht knapp sind. Zu dieser Zeit fährt natürlich so gut wie kein Nicht-Chinese nach China (Ich hätte es ebenfalls vermieden, aber es passte nur so in meinen Reiseplan - worüber ich im Nachhinein sehr froh bin). So war ich in Zügen, Bussen, Fähren und Hotel so gut wie immer der einzige Tourist. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig aber man lernt es schnell zu schätzen.


09.01. - 11.01. Xiamen (1,3 Mio. Einwohner)

Xiamen: Nordchinesisches Restaurant
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Xiamen: Nordchinesisches Restaurant

Xiamen hat eine vorgelagerte Insel, die touristisch hergerichtet ist - war ganz ok. Da es meine erste Station in China war, hat mich jedoch viel mehr die gewöhnliche Stadt fasziniert. Neue Architektur, andere Menschen, anderes Essen.

Nachdem ich dann ein Flugticket gekauft (etwas überhastet; hatte mich von der Neujahr-Reisepanik anstecken lassen), es wieder zurückgegeben, zwischendrin ein paar Informationen eingeholt und schließlich ein Zugticket gekauft hatte (und das alles mit der vorhandenen Sprachbarriere), war ich voller Selbstbewusstsein und bin gleich noch zum Frisör gegangen. Ich wollte Seite kurz und Oben lang - geschnitten hat sie Oben kurz und Seite lang. Naja, wer stört sich schon an solch Kleinigkeiten. Hatte ich eben den landestypischen Schnitt.


13.01. - 15.01. Hangzhou (6,1 Mio. Einwohner)

Hangzhou: Lingyin Si
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Hangzhou: Lingyin Si

Dies war meine erste wirklich winterliche Station (keine Minusgrade, aber unter 10 Grad Celsius). Selbst nachdem ich mir eine dicke Jacke gekauft hatte (und schon drei Lagen drunter hatte), hab ich erstmal 24 Stunden nur gefroren.

Hangzhou ist eine der Tourizentren für Chinesen. So gibt es einen recht großen See in der Stadtmitte, ein paar Tempel und eine Teeplantage. Auf Grund des Chinesischen Neujahrs waren all die Sachen natürlich gut besucht.



Shanghai: Oriental Tower
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Shanghai: Oriental Tower

16.01. - 20.01. Shanghai (7,5 Mio. Einwohner)

Hier hab ich Manuela, eine Freundin aus Karlsruher Zeiten, und ihren Freund besucht. Beide werden für drei Jahre hier arbeiten. In Shanghai hab ich bewusst oder unbewusst eine kleine Auszeit vom Reisen genommen. Hab in der Zeit schon einiges von der Stadt gesehen und noch einen Tag Suzhou (ca. 1,5 Stunden von Shanghai entfernt) besichtigt, aber es hielt sich alles im Rahmen. Jemanden zu sehen den man kennt und in einer Wohnung und nicht im Hotel zu wohnen macht schon einen Unterschied und man fühlt sich gleich ein wenig zu Hause. Nochmal vielen Dank an Euch beide, war schön!


20.01 - 22.01. Zugfahrt nach Yichang

32 Stunden Zugfahrt, inklusive zweier Nächte und eines Sitzplatzes (Schlafwagenticket gab's nicht mehr). War schon ein wenig hard core Zugfahren. 23.30 Uhr ging los und bis 3.00 Uhr hat sich der Zug dann stetig gefüllt bis auch der Gang voll war. Zum Glück hatte ich wenigsten einen festen Sitzplatz und eine Tischkante zum Kopf drauflegen. Den darauf folgenden Tag hat sich dann der Zug wieder zunehmend gelehrt. Da nicht geheizt wird, hatte dies leider zur Folge, dass das Abteil nachts empfindlich kalt wurde. Nachts um 2.00 Uhr kam ein Polizist, wollte meine Fahrkarte sehen, redete chinesisch auf mich ein, deutete auf meinen Rucksack und mich und zeigte ich sollte mitkommen. Ich war sau-müde, mir war schweine-kalt und dann das - da hab ich mich wirklich gefragt warum ich nicht geflogen bin. Auf Mitkommen hatte ich gar keinen Bock. Wie löst man so was in China? Ruhig bleiben. Ich wusste dass mein Nachbar ebenfalls bis Endstation Yichang fährt, hab mir seine Fahrkarte geben lassen und dem Ordnungshüter gezeigt, dass unsere Ziele gleich sind. Die beiden unterhielten sich, der Polizist lächelte mich an und deutete an ich solle sitzen bleiben. Erleichterung! Danach hat sich das restliche Abteil um mich versammelt und die Angelegenheit wurde lang und breit diskutiert. Da ich natürlich nichts verstanden hab, werde ich nie erfahren wo das Problem lag (oder ob er mir vielleicht nur ein freies Bett im Schlafwagenabteil anbieten wollte).

Hallo und ein frohes und gesundes neues Jahr des Affen!


22.01. - 24.01. Yichang (4,0 Mio. Einwohner)

Drei-Schluchten-Staudamm
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Drei-Schluchten-Staudamm

Yichang liegt am Jangtsekiang ("Langer Fluss"). Direkt an der Stadtgrenze befindet sich der Gezhou Staudamm, der zur Zeit größte Staudamm Chinas. Und 40 km flussaufwärts entsteht der größte Staudamm der Welt - der Drei Schluchten Staudamm. Wie bei allen großen Staudämmen ist natürlich auch dieses Projekt höchst umstritten. Von der chinesischen Regierung als Allheilmittel gepriesen, hagelt es vor allem vom Ausland viel Kritik. Der Fluss wird auf einer Länge von 550 km gestaut, der Pegel auf 170 m angehoben, 1,5 Mio. Menschen umgesiedelt und unzählige Kulturstätten begraben. Der Staudamm soll nach seiner Fertigstellung im Jahr 2009 eine Strommenge produzieren die heute 30% der gesamten Stromproduktion decken würde, und soll damit die Wirtschaft der Region weiter ankurbeln. Außerdem soll der Damm durch seine Auffangkapazität Schutz vor immer wiederkehrenden Überschwemmungen bieten. Mögliche negative Auswirkungen sind unzählig. Wahrscheinlich wird man in 10 bis 20 Jahren sehen, was überwiegt. Beide Staudämme hab ich jedenfalls besichtigt.

Wenn Chinesen in Busse und Züge ein- oder aussteigen, gleicht dies jedes Mal einer Massenpanik. (Spielt auch keine Rolle ob jeder Platzkarten hat oder nicht.) Bei der Busfahrt zum Staudamm gab's ein Spektakel in Reinform. Ca. 150 Leute wollten jeweils einen Bus mit 40 Sitzplätzen (Stehplätze waren nicht erlaubt) entern. Die beste Strategie war gleich durchs Fenster zu steigen. Beim ersten Bus hab ich nur fasziniert zugeschaut und beim zweiten mitgedrängelt (den letzten freien Platz konnte ich erkämpfen).


Jangtsekiang
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Jangtsekiang

24.01. - 26.01. Bootsfahrt auf dem Jangtsekiang nach Chongqing

Für die 45 Stunden Fahrt hatte ich ein Bett in einer 6er Kabine mit direktem Fensterblick. So hab ich dann entweder auf einem der 3 Decks gestanden und Landschaft geschaut oder im Bett gelegen, mich wieder aufgewärmt und dabei Landschaft geschaut. Bootsfahrten könnten ewig dauern. Die berühmten 3 Schluchten, die dem Staudamm den Namen geben, konnte ich leider nicht sehen. Haben wir irgendwann nachts durchfahren.


26.01. - 29.01. Chongqing (5,8 Mio. Einwohner)

Chongqing: Chineses fröhnen ihrer Leidenschaft - dem Spielen
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Chongqing: Chineses fröhnen ihrer Leidenschaft - dem Spielen

Eigentlich wollte ich sofort weiter nach Anshun ein paar Höhlen schauen. Hier hat mich das Chinesische Neujahr zum ersten Mal richtig erwischt. Für ein Woche keine Zugtickets in diese Richtung. Ok, bleib ich ein bisschen hier und fahre per Zug direkt nach Kunming. Nur Stehplatztickets (für 22 Stunden, da war dann meine Schmerzgrenze erreicht). Also Fliegen. Und dann passierte wieder was typisch chinesisches. Ich wusste ein Hotel verkauft Flugticket und der Normalpreis ist 660 Yuan (10 Yuan = 1 Euro). Auskunft hier: am 29.01. gibt es 35% Rabatt, also 423 Yuan. Bevor ich's kaufe, musste ich noch Geld holen und komme an einem anderen Ticketstand vorbei. Auskunft hier: Am 29.01. gibt es keinen großen Rabatt, Tickets kosten 590 Yuan. Also zurück zum erstem Ticketverkäufer und Ticket kaufen. Die Antwort: "meiyou" (das ist das Wort was ich am meisten in China gehört habe. Es heißt soviel wie "nicht haben", kann aber auch heißen "ich hab jetzt was anderes zu tun", "ich hab gerade keine Lust", "ich trau mich kein englisch zu reden" oder ähnliches.) Die erste Auskunft mit dem großen Rabatt war angeblich falsch und plötzlich will man mir gar kein Ticket mehr verkaufen. Also wieder zurück zum zweiten Ticketstand. Und als wenn er mich noch nie gesehen hat, fragt er wieder wohin und wann und meint: es kostet 420 Yuan. Aehhh? Nicht lange nachfragen und her mit dem Ticket.

Von Chongqing hab ich dann recht wenig gesehen und stattdessen 1 1/2 Tage mehr oder weniger im Bett verbracht um eine kleine körperliche Schwächephase auskuriert.

Der Flug nach Kunming war der beste überhaupt. Im Tiefflug ging's eine Stunde bei bester Sicht übers Gebirge in Südchina. Und ich hatte mal eine Fensterplatz der nicht direkt über der Tragfläche war. Manchmal dachte ich wir überfliegen ein Modell oder eine Zeichnung - war aber alles echt.


29.01. - 31.01. Kunming

Kunming liegt bereits soweit südlich, dass es selbst bei seiner Höhe von 1900 m noch angenehmes Wetter zu bieten hat. Viele ausländische Studenten aus dem winterlichen China waren hier, um im Neujahrsurlaub ein bisschen Sonne zu tanken. Und ich war ebenfalls ganz froh, der Kälte endlich entflohen zu sein.


31.01. - 01.02. Busfahrt nach Mengla (nahe der Grenze zu Laos)

Mengla: Palmen
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Mengla: Palmen

Bis Vorgestern wusste ich gar nicht, dass es auch Busse mit Betten gibt. Gibt es aber. Die Liegen sind zwar recht schmal und kurz, jedoch viel besser als die Nacht über sitzen zu müssen. Um 23.00 Uhr gab's Abendbrotpause und um 4.00 und 7.00 Uhr inner-chinesische Passkontrolle.


Über meine Chinazeit könnte ich so viele kleine Geschichten erzählen die mir passiert sind, da muss ich immer wieder schmunzeln wenn ich daran denke. Aber für den Bericht soll's genug sein.

Morgen wird's per Land nach Laos gehen. Dies ist mein letztes Ziel auf der Asienreise und wenn ich all den anderen Reisenden glauben darf, wird das ein schöner Abschluss. Ich bin gespannt und freue mich drauf.

Dann letzte Grüße aus China