Indien (Teil I)


Oktober 2003
Asienreise
Von Oktober 2003 bis März 2004 bin ich mit dem Rucksack durch Indien, Südostasien und China getingelt. Hier finden sich die Reiseberichte die ich per E-Mail aus diversen Internet-Cafés nach Hause geschickt habe. Sie sind um die größten Rechtschreibfehler beseitigt und mit Fotos ergänzt.
Aus dem Flugzeug ausgestiegen, ein Taxi organisiert und ab zum Hotel. Nach ca. 500 m Fahrt ein etwas unsanfter Schwenk nach links. Es stand nämlich ein Kuh auf einer Fahrbahn. Ich dem Moment war mir bewusst: Ich bin in Indien.


Namaste!

Und viele Grüße von hier. Mal sehen in welchen Abständen ich es schaffe Reiseberichte zu schreiben; hier zumindest der erste.


Rikschafahren in Delhi
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Rikschafahren in Delhi

Indien, der Schock:
Es ist zwar fast alles genauso wie es im Reiseführer steht, soll heißen ich wusste was auf mich zukommt, aber es sich lediglich vorzustellen oder mittendrin zu sein ist schon ein gewaltiger Unterschied. Wie angeblich bei vielen Reisenden war mein erster Gedanke: Bloß schnell wieder weg. Es ist schon erschreckend, welche Armut hier teilweise herrscht. Und wie heißt es immer wieder, entweder man liebt Indien oder man hasst es. Wenn ich mich nach bloß 8 Tagen entscheiden müsste, würde ich meine Person zu den letzteren zählen. Zum Glück habe ich noch fast drei Wochen Zeit dies zu ändern.


Indien das anstrengende Land:
Ist nur ein Fuß vor die Tür gesetzt, stürzen sich die Rikschafahrer auf einen. Auch wenn man nur schnell 20 m zum nächsten Shop will. Laufe ich einfach die Straße lang hält ebenfalls alle 30 Sekunden ein Fahrer an um mich mitzunehmen. Und immer muss ich abwinken und erklären warum ich nicht fahren will.

Sitze ich erstmal in einem Rikscha und erzählte dem Fahrer wo es hingehen soll, fährt der einen noch lange nicht dort hin. Entweder er will einen kurzen Zwischenstopp bei einem Shop einlegen (da bekommt er eine ordentliche Provision), will unbedingt eine Sightseeing Tour machen oder hat überhaupt keine Ahnung wo das eigentliche Ziel ist.

Und jeder will immer irgendetwas verkaufen. Als Touri ist einem natürlich die Dollarnote auf die Stirn gemalt. Straßenhändler preisen ihre Wahre an, Scouts versuchen einen zum Shop zu bringen, Rikschafahrer wollen mehr als nur diese eine Tour. Und immer und immer wieder heißt es abzulehnen.

Which country? Whats your name? Diese Fragen habe ich bestimmt schon 500-mal beantwortet. Denn ca. alle 15 Sekunden wird man von einem Inder angesprochen, der genau das wissen will. Inder führen gerne small talk. Nicht antworten wird als westliche Arroganz ausgelegt (Die ersten 20-mal habe ich auch gerne geantwortet). Wenn man Pech hat ist es auch noch ein Scout, der einem zu irgendeinem Shop locken will. Den loszuwerden ist
schon viel schwieriger.

Oft gibt es keinen Bordstein, die Fußgänger laufen daher auf der Straße. Bei dem chaotischen Verkehr heißt es auch hier immer aufpassen.

Sowie ich also das Hotel verlasse, muss ich voll konzentriert sein. Es ist für mich bisher nicht möglich, mal in Ruhe durch die Straßen zu schlendern und die Eindrücke aufzunehmen. Aber ich glaube genau dass ist ein Stück Indien.


Agra: Ochsenkarren
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Agra: Ochsenkarren

Indischer Verkehr:
Dies ist ein Kapitel für sich, obwohl doch so simple. Die einzige Regel heißt: Es gibt keine Regeln. So teilt man sich die Straße mit Bussen, Pkw, Motor-Rikscha, Fahrrad-Rikscha, Fahrrädern, Kamel/gezogenen Karren, hand-gezogenen Karren, Fußgängern, Kühen, Hunden, großen Ziegen, Wildschweinen und Affen. Vorfahrt hat der Stärkere oder der Mutigere. Zum Glück hat man sich darauf geeinigt möglichst auf einer Straßenseite zu fahren (auf der linken). Kann Zeit gespart werden, wird auch dies missachtet (Soll heißen auf einer durch einen Mittelbordstein getrennten vierspurigen Straße kommt schon mal ein Bus mit Lichthupe entgegen, der von seiner eigentlichen Spur nicht hätte rechts abbiegen können.)

Gehupt wird übrigens, wenn man jemanden dazu zwingt, seine optimale Fahrlinie zu verlassen. (In Deutschland hupt der, dem die Vorfahrt genommen wurde, hier hupt der, der die Vorfahrt nehmen wird. Um nicht tausende Unfälle zu fabrizieren ist dies natürlich anzukündigen). Gehupt wird eigentlich ständig.


Meine bisherige Route:

01.10. bis 03.10. Delhi

Auch wenn ich ein paar Sehenswürdigkeiten abgehakt habe (India Gate, Parlament, Red Fort, Jama Masjid - eine Moschee, Raj Ghat - der Verbrennungsort Ghandis), bin ich hier vor allem auf Indien gestoßen. Der Verkehr, die Rikscha-Fahrer, die Armut, die Menschen, ... Das war gleich die volle Dosis.


03.10. bis 08.10. Jaipur

Jaipur: Blick auf die Pink City
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Jaipur: Blick auf die Pink City

Jaipur ist die Hauptstadt Rajastans (Rajastan wiederum wird als Wiege Indiens bezeichnet). Leider hatte ich in Delhi irgendwelche Bakterien gegessen, so dass es mich gleich mit Fieber ins Bett gelegt hatte und ich viel länger als ursprünglich geplant dort geblieben bin.

In Jaipur sind alle Häuser der Stadtmitte pink angepinselt. Aus diesem Grund hat die Stadt auch den Beinamen "The pink city". Nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Das unglaubliche Verkehrschaos (viel, laut und es stinkt wie Sau) nimmt leider eine Menge von dem Reiz. Allerdings gibt es ein sehr schön gelegenes Fort an der Stadtgrenze. Bei Sonnenuntergang hatte man einen herrlichen Blick auf die Stadt.


08.10. bis dato Bharatpur

Liegt zwischen Jaipur und Agra. Hier gibt es einen Vogelpark. Hier kann ich mit Sicherheit mal der Hektik der ersten beiden Städte entkommen.


Zusammenfassung:
Diese erste Woche war vor allem Mental ziemlich anstrengend. All das Neue aufzunehmen und zu verarbeiten. Aber die Eindrücke und die Erfahrungen möchte ich schon jetzt nicht missen.

Von jetzt an werde ich mich langsam weiter nach Osten mit Ziel Kalkutta vorarbeiten.