Laos


Februar 2004
Asienreise
Von Oktober 2003 bis März 2004 bin ich mit dem Rucksack durch Indien, Südostasien und China getingelt. Hier finden sich die Reiseberichte die ich per E-Mail aus diversen Internet-Cafés nach Hause geschickt habe. Sie sind um die größten Rechtschreibfehler beseitigt und mit Fotos ergänzt.
Hallo allerseits!

Dann werd ich mich mal gleich in meinen letzten Reisebericht stürzen.

Boten: Restaurant
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Boten: Restaurant

Wie geplant hab ich am 02.02. die Grenze zu Laos überquert. In dem Moment, in dem ich die Laosseite betreten habe, war es irgendwie anders. Die Stadt kleiner, die Leute ruhiger, keine Hektik - einfach entspannend. Und das Gefühl hat sich fast vier Wochen lang nicht verändert.

Mit einer Landfläche die ungefähr der von Großbritannien entspricht, und mit weniger als 6 Mio. Einwohnern, gehört Laos zu einem der dünnst besiedelten Länder.

In Laos gab es keine Sehenswürdigkeit die ich unbedingt sehen musste. Ich bin somit mal mehr meiner Nase als den Empfehlungen des Reiseführers gefolgt.


Oudomxai: Junge Mönche
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Oudomxai: Junge Mönche

02. - 03.02. Oudomxai

Oudomxai ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Eine halbwegs geschäftige Hauptstraße gibt es auch. Läuft man jedoch nur 200 Meter in Norden oder Süden, so ist man plötzlich von Holz- und Bambushütten umgeben. Hätte auch ein Bergdorf sein können. Noch ein bisschen weiter fangen die Felder an. Da hab ich erstmal einen halben Tag gesessen und dem langsamen Leben zugeschaut. Spätestens hier hatte ich das Land in mein Herz geschlossen.


04. - 06.02. Phongsali (ganz im Norden von Laos)

Die Fahrt nach Phongsali war mal wieder extraklasse. 9 Stunden ging's mit einem Sawngthaew (LKW mit zwei Bänken längs auf der Ladefläche und einem Dach drüber) über staubige Sandpiste durch geniale Berglandschaft auf 1400 m Höhe. Und wie man das von Rallybildern kennt, hat der Bus sich und alles dahinter in eine dicke Staubwolke gehüllt. Mein Hemd hat nach mehrmaligem Waschen immer noch einen leichten Rotstich. In Thailand hab ich noch viel Geld bezahlt, um ein paar Bergdörfer zu sehen. Hier gab's alles kostenlos. Unterwegs stiegen mal ein paar Dorfbewohner in ihrer "Stammeskleidung" zu, am übernächsten Dorf wieder aus und neue kamen hinzu. Und ich war mitten drin. Irgendwann war die Ladefläche

Phongsali: Regen
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Phongsali: Regen
zu voll mit Menschen, so dass ich für 2 Stunden hinten auf dem Tritt stand, und noch einen viel besseren Blick auf Landschaft und Dörfer hatte. Wow!

In Phongsali wollte ich zu einer Trekking Tour starten. Am Tag der Ankunft war noch schönes Wetter. Am zweiten dickster Nebel, und am dritten Tag kam noch Regen und Kälte hinzu. Also nix mit Wandern. Das ist jedoch nichts, was einen in Laos zu stören hat. Was haben wir gemacht? Die dicke Winterjacke ausgekramt, den Vormittag Nudelsuppe und heißen Tee am Lagerfeuer im Restaurant geschlürft, und später einen Kaffee Lao nach dem anderen bestellt.


07.02. Muang Khua

Von Phongsali ging es per Boot den Nam (Fluss) Ou flussabwärts. Die Fahrt dauert zwei Tage und das Dorf Muang Khua ist Zwischenstation. Hier hab ich den zweiten Anlauf für eine Trekkingtour gestartet. Hat leider wie aus Eimer geschüttet. Also weiter mit dem Boot flussabwärts.


08. - 09.02. Nong Khiaw

Nong Khiaw: Blick aufs Dorf
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Nong Khiaw: Blick aufs Dorf

Nong Khiaw ist ein Dorf in dem sich Fluss und Straße zu allen möglichen Zielen in Laos treffen. Der Reiseführer von 1998 führte ganze 3 Gästehäuser auf, der von 2002 bereits 8 und aktuell gibt es über 10. Mit den Touristen verändert sich auch das Land. Aber kein Wunder, dass so viele herkommen - es ist verdammt schön hier.

In einer Entfernung von 3, 5 und 9 km gibt es drei winzige Dörfer. Im ersten Dorf riefen mir die Kindern meist "Sabaidi, pen" (Hallo, Kugelschreiber) entgegen. Im zweiten Dorf waren sie schon etwas reservierten. Und als ich durchs dritte gelaufen bin, haben sich die ganz kleinen hinterm Rock von Mutti und die etwas größeren hinter der Hausecke versteckt. Nachdem ich eine Weile etwas abseits saß, bildet sich im sicheren Abstand eine neugierige Gruppe von Kindern und hat vorsichtig geschaut. Die mutigsten haben mir sogar was entgegengerufen und ein wenig Show veranstaltet. Aber als sich plötzlich der große weiße Mann mit der langen Nase bewegt hat, sind alle ganz schwups wieder in Sicherheit gegangen. Das war so witzig.

Von Nong Khiaw aus ging's dann erstmal Richtung Osten.


10. - 11.02. Vieng Kham

Vieng Kham: Schule
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Vieng Kham: Schule

Vieng Kham ist ein Dorf ca. 50 km vom Nong Khiaw entfernt. Wie immer in Laos laufe ich gemütlich durch den Ort, suche mir einen schönen Platz (hier ist es der Fluss) und schaue dem Leben zu.

Für einen halben Tag haben zwei Jungen vom Dorf mit mir eine Bootstour auf dem Nam Xaeng unternommen. Das war ziemlich genial. So hab ich mal gesehen, wie man das hier allseits beliebte Seegras zubereitet. Es wird frisch aus dem Fluss gepflückt und mit einem größeren Stock ausgeklopft (um die harten Bestandteile auszutreiben). Anschließend wird es in ein Bambusrohr gestopft und dieses dann für ca. 15 Minuten in offenes Feuer gelegt. Sticky rice und Seegras wurden zu meinem Lieblingsgericht in Laos.


12.02. Vieng Thong

Wieder ein Dorf. Auch hier gibt es außer dem gewöhnlichen Leben nichts Außergewöhnliches zu sehen.


Vieng Xai: Hauptstraße
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Vieng Xai: Hauptstraße

13. - 15.02. Vieng Xai

Das ist der östlichste Punkt den ich ansteuert habe. Und mein absoluter Lieblingsort. Soviel Ruhe und Gelassenheit hab ich noch nie von einem Ort ausstrahlen sehen. Kurz vor Sonnenaufgang aufstehen, und alles ist in Nebel gehüllt. Sowie die Sonne hinter den Kalkstein Felsen auftaucht, beginnt sie den Neben aufzulösen und die Felsen werden langsam enthüllt. Die Leute gehen auf ihre Felder. Nach einem Spaziergang durch den Ort lasse ich mich von der langsam aufsteigenden Sonne wärmen und schlürfe dabei meine Nudelsuppe. Wenn ich am Nachmittag noch ein Fußballspiel sehen könnte, wäre es perfekt.


15.02. Sam Neua

Sam Neua: Blick über die Stadt
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Sam Neua: Blick über die Stadt

Gegenüber Touristen sind die Laoten extrem freundlich und aufgeschlossen. So wurde ich gleich zum abendlichen Volleyballspielen eingeladen. Da die meisten Laoten mindestens einen Kopf kleiner sind als ich, bin ich voller Selbstbewusstsein hingegangen. Nach der Trainingsstunde war ich froh, keinen der Schmetterbälle abbekommen zu haben; und ein gelungenes Zuspiel meinerseits wurde mit aufmunterndem Applaus bedacht. Einen Pflichttempel wurde ebenfalls abgehakt.

Wenn ich die besten 2 Wochen meiner gesamten Reise wählen sollte, würde ich mich sofort für die Zeit im Norden und Nordosten von Laos entscheiden. Aber das hatte auch seinen Preis. So hab ich in der Zeit sage und schreibe 1,3 Millionen laotische Kip ausgegeben. Ein Euro entspricht ca. 12500 Kip.


16.02. Fahrt nach Phonsavan

Eigentlich nur 200 km. Um 6.30 Uhr war ich am Busbahnhof, um 9.30 Uhr ging es los. Passkontrolle, Pause, Panne, Pausen. 19.30 Uhr erreichen wir unser Ziel. Das ist Reisen in Laos. Und es macht Spaß.


17. - 19.02. Phonsavan

Plain of Jars: Der größte Krug
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Plain of Jars: Der größte Krug

Um Phonsavan herum gibt es die sogenannten Plain of Jars (Ebene mit Krügen). Wie der Name schon vermuten lässt, liegen hier (auf drei Hauptfeldern verteilt) hunderte Steinkrüge. Es sind alle Größen vertreten; der größte misst 2,57 m. Warum, wann und wie genau sie her- und hingestellt wurden, weiß niemand. Fand ich auch nicht wirklich wichtig. Und die Geheimnisse machen es ja noch spannender.

Um die Felder herum, sieht man hunderte Bombenkrater. In der Zeit des Vietnamkrieges ist Laos mit unzähligen Bomben von dem Amerikaner bedacht worden (pro Einwohner ist es glaub ich das am meisten bombardierte Land überhaupt). 9 Jahre, in denen die Menschen hier in Angst und Schrecken gelebt haben. Heute sind die Krater im teilweise ertragslosen Land die einzigen Stellen mit grüner Vegetation (da sich das Wasser darin sammelt).

Der laotische Nationalsport Kataw
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Der laotische Nationalsport Kataw

In Phonsavan hab ich zum ersten Mal den Nationalsport der Laoten gespielt. Es nennt sich Kataw und wird mit einem geflochtenen Rattanball gespielt. Die Regeln sind ähnlich der im Volleyball, nur darf der Ball ausschließlich mit Fuß und Kopf gespielt werden. Katawspielfelder sieht man eigentlich überall. Die Laoten lieben es um Geld zu spielen. Da wird auch keine Rücksicht auf einen Anfänger genommen. Und obwohl ich mich nicht allzu dusselig angestellt hab, hat mein Team (normalerweise eins bis drei Leute pro Team, hier waren wir zu zweit), selbstredend zweimal und ich 2000 Kip verloren.

Ganz typisch laotisch war die Situation, als ich mir auf dem Markt meinen eigenen Ball kaufen wollte. Am ersten Stand, war die Verkäuferin gerade am essen. Dass unbedingt dann ein Kunde kommen musste, empfand sie offensichtlich als störend. Als ersten Preis nannte sie mir dann trotzdem 25000 Kip. Das dies zu hoch wusste ich und habe mit 10000 Kip gekontert. Sie hat nur den Kopf geschüttelt, mich links liegen lassen und in Ruhe weitergegessen (Am anderen Stand hab ich ihn später zum Startpreis von 15000 Kip gekauft). Es gibt in Laos noch wichtigere Sachen als Geld. In Indien muss man kämpfen etwas nicht zu kaufen, hier dass einem etwas verkauft wird. Und das ist wieder eines dieser Kleinigkeiten, warum ich das Land so lieben gelernt habe.


20. - 22.02. Vientiane

Vientiane: Pha That Luang
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Vientiane: Pha That Luang

Vientiane ist als Hauptstadt die größte Stadt in Laos. Und verwöhnt vom Norden, war ich nicht wirklich begeistert von der Stadt. War trotzdem ein voller Erfolg. Durch Zufall finde ich eine 3 Wochen alte Vientiane Times Zeitung und lese was Vages von Laos Fußball Liga. Ganz aufgeregt habe ich nächsten Tag sofort den Sportreporter aufgesucht, um genaueres über mögliche Spiele zu erfahren. Und wieder so was Typisches. Er konnte mir schon sagen, dass am Wochenende Spiele stattfinden, aber wann und wer genau spielt wusste er nicht. Die Gelegenheit genutzt hat er mich auf sein Moped gesetzt und wir sind zur Lao Football Association gefahren (drei kleine Büros, die wahrscheinlich schon der Pförtner vom DFB auf Grund von Platzmangels abgelehnt hätte). Hier wurde gerade das einzige Spieltagsankündigungs-Plakat von Hand gemalt (und für mich ins Englische übersetzt). Das Wochenende war damit verplant.

Da ich ja nicht nur zum Spaß hier bin, galt es noch die beiden wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Zum einen ist es das Pha That Luang, das bedeutendste Gebäude in Laos. Angeblich ist der Tempel um ein Stück vom Brustbein Buddhas herum gebaut worden. Die zweite Sehenswürdigkeit ist Putaxai. Ähnelt den Arc de Triopmhe in Paris und der Blick von der Aussichtsplattform auf die Stadt ist nicht schlecht.

Vientiane: Teamfoto im Nationalstadion
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Vientiane: Teamfoto im Nationalstadion

Hier die gesehenen Spiele. Und auf Grund einer Leserbriefbeschwerde diesmal mit Ergebnissen.

Net Tech (Satellite TV) FC - Vientiane FC 1 : 4
Nach 60 Minuten bekamen die ersten Spieler Krämpfe. Und nach 70 Minuten hörte jegliche Abwehr auf zu existieren, da niemand mehr rennen konnte und wollte.

National Public Security FC - FC Kanlanga 0 : 1
Letzterer Verein hat sein zwei Monaten ein Coach aus Kamerun, der nach eigener Aussage mit den Jungs erstmal Kondition gebolzt hat. Ich glaub die haben gelitten.

MTCPC - National University 1 : 0
Außer einem faulen Torhüter nicht besonderes hier.

Public Health FC - Ban Thanlang 0 : 3
Was für ein Gestochere. Ist wohl dadurch zu erklären, dass ein Team im Trikot der deutschen Nationalmannschaft gespielt hat.

Von jetzt an ging es Richtung Süden.


23.02. Paksan

Nix wirklich erwähnenswerten.


24. - 26.02. Tha Khaek

Den Ort an sich fand ich eher unspannend. Hab mir jedoch ein Fahrrad, sowie ein Moped ausgeliehen und zwei Tagestouren in die Umgebung unternommen, und dabei geniale Landschaft und ein sehr schönes Dorf gesehen.


Wat Phu
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Wat Phu

28. - 29.02. Champasak

Champasak liegt ca. 50 km südlich oder 90 Minuten flussabwärts auf dem Mekong von Pakse entfernt. Hauptattraktion ist das Wat Phou. Es ist ein alter Khmer Tempel im Stile von Angkor Wat, und neben dem Ortskern von Luang Prabang eines der beiden Weltkulturerben in Laos.


27.02. und 01.03. Pakse

Dies war jeweils nur ein Zwischenstopp und hat mich, vielleicht auf Grund der Kürze der Zeit, nicht weiter beeindruckt.


Schüchterne Kinder
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Schüchterne Kinder

Am 02.03. ist leider mein 30-Tage Visum ausgelaufen und ich musste das Land verlassen. Bei keinem Land bisher habe ich das so sehr bedauert wie bei Laos.

Natürlich ist nicht alles perfekt in Laos. Jedoch ist der Bericht schon lang genug und belasse es hierbei.

Laos war also der schönste denkbare Abschluss. Allerdings hätte ich auch gerne die Reise mit 2 Wochen Indien abgeschlossen. Einfach um zu sehen, ob ich am Anfang nur noch nicht reif fürs Land war, oder das Land einfach nichts für mich ist.


Zurzeit bin ich in Surin (zwischen Bangkok und der Grenze zu Laos) in Thailand und lasse Asien langsam ausklingen. Am 07.03. geht's schließlich in die europäische Heimat zurück und werde meine Feundin für einige Zeit in Dublin besuchen. Dann noch ein wenig in die Brandenburgische Heimat, bevor wieder der Spaß des Alltagslebens beginnt.


Hat sich die Asienreise gelohnt? Ich hoffe die Reiseberichte konnten halbwegs vermitteln, dass daran kein Zweifel besteht.

Haben sich meine Vorstellungen bestätigt? Im Nachhinein weiß ich, dass ich von vielem, was jetzt selbstverständlich für mich ist, keine Vorstellung hatte.

Freue ich mich wieder auf Zu Hause? Ja. Es war eine geniale Zeit, und jede Woche machte es mehr Spaß. Aber man lernt auch zu schätzen, was man zu Hause hat und einem wichtig ist.

Enden will ich mit einem schlauen Spruch, der mich ein wenig durch meine Reise begleitet hat:

When you smile to the world, the world will smile back.